so ein „Frechdaxl“
Unterwegs am 01. Mai bei strahlendem Sonnenschein und eigentlichen schon sommerlichen Temperaturen, wundere und freue ich mich, dass kaum Leute unterwegs sind. Ich habe einige Stunden zu überbrücken und die nutze ich, um mich mal wieder im Wald herumzutreiben. Ich bin in einem Teil des Leitha-Gebirges bei Winden am See unterwegs, den ich nur zum Teil kenne. Das liegt nicht etwa daran, dass es der Platz nicht wert wäre ihn zu kennen. Vielmehr ist meine Unkenntnis des Ortes der Tatsache geschuldet, dass es sich um militärisches Sperrgebiet handelt. Es ist nämlich zum Teil Truppenübungsplatz des österreichischen Bundesheeres. Die Tatsache, dass hier des Öfteren scharf geschossen wird, hält sogar meine Wenigkeit davon ab, kreuz und quer durch die Botanik zu streunen. Doch heute ist schieß frei Und an diesen Tagen ist es gefahrlos möglich (und auch erlaubt), das Gebiet zu betreten.
Da gibt es keine langen Überlegungen! Ich setze meinen Fuß auf sonst verbotenen Boden und schon bald befinde ich mich inmitten eines Kleinodes der Natur.
Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Aufenthalt in militärischem Sperrgebiet, auch an den Tagen an denen es erlaubt ist, immer mit einem gewissen Risiko einhergeht. Wer auch immer sich in solch einem Gebiet aufhält, tut gut daran, keine unbekannten Gegenstände anzufassen. Es besteht die realistische Möglichkeit, dass es sich um Blindgänger handelt, die während Übungen verschossen wurden, ohne zu explodieren.
Der erste Gedanke, …
…der mir durch den Kopf schießt (und das an einem schieß freien Tag) gilt dem Bestand an Tieren hier. Fühlen sie sich, durch wiederholte Simulationen von kriegerischen Auseinandersetzungen, gestört? Alleine die Quantität an Schmetterlingen, Eidechsen und Schlangen, die, teils mittig auf den Wegen, Sonne tanken und, scheinbar widerwillig (aber doch zu flott, als das ein gutes Foto machbar gewesen wäre), bei Annäherung meinerseits verschwinden, widersprechen dem.
Ich zähle während meines Aufenthalts 5 Schlangen, unzählige Schmetterlinge verschiedenster Arten und ebenso unzähligen Begegnungen mit Eidechsen.
Genauer gesagt,
mit Smaragdeidechsen. Ganz genau gesagt, mit östlichen Smaragdeidechsen. Die sind in unser Gegend gar nicht mal so selten, zählen aber dennoch zu den stark gefährdeten Arten in Österreich.
Die Tiere sind trotz ihrer kräftig leuchtenden grün-gelb-Türkisen Schuppen im Unterholz kaum auszumachen. Meist bemerke ich sie nur, wenn sie die Flucht antreten.. Die Tiere flüchten niemals große Strecken auf einen Schlag, sondern huschen von Versteck zu Versteck. Dann hört man typischerweise ein Rascheln in kurzen Abständen
Ich entdecke zwei Tiere, die Sonne tanken, auf einem abgestorbenen Baum, der am Rand des Pfads liegt. Erst hege ich den Verdacht, es handle sich um zwei unterschiedliche Arten, da eines der Tiere statt der bunten Färbung nur ein braunes, schwarz geflecktes, Äußeres aufweist. Erst später, als ich mich genauer über diese Tiere informiere, lerne ich, dass es sich dabei um ein Jungtier gehandelt haben muss. Smaragdeidechsen entwickeln die bunte Färbung erst im Laufe der ersten Lebensjahre.
Fotos von diesen Echsen habe ich schon früher schießen können. Doch heute scheinen sie einfach zu schnell (oder ich zu langsam) zu sein, und mir gelingt nicht ein brauchbares Bild. (Kein Wunder, ist ja immer noch schieß frei – gilt wohl auch für Schnappschüsse...).
Bis zu dem Moment, an dem ich wieder bei meinem Fahrzeug ankomme. Ich möchte noch nicht fahren und mache es mir auf einem großen Stein gemütlich. Nach einigen Minuten lässt mich eine Bewegung, die einfach nicht dazu passt, ganz in meiner Nähe aufhorchen (kann man durch Bewegung aufhorchen?). Just auf „meinem“ Stein klettert eine Smaragdeidechse herum. Ich erstarre förmlich, um sie nicht zu verschrecken. Doch das Reptil ist alles andere als schreckhaft. Es kommt sogar auf mich zu, erlaubt mir einige Bilder zu machen und züngelt sogar an meinen Fingern herum, ohne davonzulaufen. Das Tier versucht auch in meinen Rucksack zu gelangen. Erfolglos. Nach einiger Zeit bewege ich mich wieder etwas schneller. Die Echse scheint sich davon nicht stören zu lassen und trippelt frech weiter um mich herum. Irgendwann hat es den Anschein das Tier hat genug von mir (fressen kann man mich nicht) und es verzieht sich ins hohe Gras, wo es binnen Sekunden nicht mehr auffindbar ist.
Beim Betrachten...
der Bilder sehe ich etwas, dass ich schon vor einiger Zeit beobachtet habe. Zahlreiche Zecken haben sich zwischen den Schuppen in die Haut der Echse gebohrt. Jede Möglichkeit wird von den Parasiten genutzt. Sogar an den Augen hängen sie. Die Eidechse zeigt sich davon wenig beeindruckt und wirkt auch in keinster Weise geschwächt.
Die Erreger von Borreliose könne sich im Blut von Eidechsen nicht vermehren. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese sogar absterben. D.h. Zecken, die zuvor an Eidechsen genascht haben, können keine Borreliose auf den Menschen übertragen.


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